Nachrichten aus der Übersetzungsbranche | 19.08.2012

Nicht genug Übersetzungen für Afrika

Afrika befindet sich in einem Dilemma: aufgrund fehlender Übersetzungen gestaltet sich der Zugang zu teilweise überlebenswichtiger Informationen für viele Afrikaner schwierig. In vielen Ländern des Kontinents sind offizielle Amtssprachen im Einsatz, die noch aus der Zeit der Kolonialherrschaft stammen. In Uganda beispielsweise ist dies Englisch, im Tschad Französisch und in Angola Portugiesisch. Obwohl die Kenntnisse dieser Amtssprachen vom Bildungsgrad, Land und dem Grad der Verstädterung abhängen, ist generell davon auszugehen, dass die Mehrheit der Bevölkerung außerhalb der Großstädte diese Sprachen nur unzureichend oder gar nicht versteht. Die afrikanische Landbevölkerung dagegen verständigt sich dank einer Unzahl kaum verbreiteter Sprachen. In Nigeria, deren offizielle Sprache ebenfalls Englisch ist, tummeln sich etwa 500 verschiedene Sprachen.

Für Hilfsorganisationen ist diese Sprachenvielfalt ein Problem. Informationsmaterial über die Vorbeugung von Aids beispielsweise ist weitgehend erhältlich, aber nur in den einschlägigen Amtssprachen. Die Landbevölkerung, die dieser Sprachen nicht mächtig ist, hat ohne Übersetzungen in lokale Sprachen keinen – oder nur sehr eingeschränkten Zugang – zu Informationen. Eine lokale Übersetzungsindustrie für kleine Sprachen besteht nicht. Obwohl viele Menschen in Afrika mehrsprachig sind, besitzen nur wenige die notwendige Ausbildung zum Übersetzer oder Hilfsmittel wie Glossare und Wörterbücher.

Einige Länder haben diese Problematik erkannt und diskutieren über mögliche Änderungen der Sprachpolitik. Ghana debattiert derzeit die Abschaffung von Englisch als Amtssprache. Keine der übrigen 79 ghanaischen Sprachen wie Akan, Dagbani oder Bissi wird jedoch im ganzen Land gesprochen. Die meisten sind auf bestimmte Regionen beschränkt. Auch ist die Entscheidung, welche Sprache favorisiert werden soll, eine äußerst politische.

Die gemeinnützige Organisation Translators Without Borders eröffnete vor Kurzem ein Ausbildungszentrum für Übersetzer in Nairobi (wir berichteten), in dem neue medizinische Übersetzer für Swahili herangezogen werden. Webonary, ein Online-Wörterbuch, veröffentlichte diesen Monat Online-Wörterbücher für vier in Uganda gesprochene Sprachen: Lubwisi, Lugungu, Lugwere und Lunyole. Der Fortschritt ist jedoch sehr langsam und schnelle Abhilfe nicht in Sicht. In der Zwischenzeit wartet die breite afrikanische Bevölkerung weiterhin auf ihren Zugang zu überlebenswichtigen Information.

Quelle: PRI


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